Prof. Katja Knaus und Prof. Benedikt Bosch, Gründer*innen von Yonder, über die Bedeutung von Lebensräumen, die das soziale Miteinander prägen.
Nachverdichtung – sei es durch Aufstockung, Lückenschluss oder Umbau – spielt im architektonischen Diskurs eine zunehmend bedeutendere Rolle. „Zum Glück!“, möchte man rufen, denn mit ihrer Hilfe lassen sich mögliche Antworten auf gleich mehrere Herausforderungen formulieren, die uns als Architekt*innen, aber auch als Gesellschaft umtreiben: Wie dämmen wir Flächenversiegelung und Ressourcenverbrauch angesichts des Klimawandels ein? Und was tun wir, um in Städten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
Nachverdichtung kann insofern einen ökologischen sowie einen ökonomischen Beitrag leisten. Wir halten es dabei aber für wichtig, auch die soziale Dimension zu berücksichtigen, die vor allem mit dem zu tun hat, was wir im städtebaulichen Kontext Dichte nennen. Im ländlichen Raum erleben wir regelmäßig einen Mangel an Dichte: Der berühmte Donut-Effekt sorgt nicht nur für einen steigenden Anteil bebauter Fläche bei gleichzeitigem Verfall bestehender Bausubstanz in den Ortskernen. Er führt auch dazu, dass nach und nach die Räume verloren gehen, in denen soziale Interaktion und gemeinschaftliches Miteinander stattfinden können. Architektur hat in diesem Fall vor allem die Aufgabe, Strukturen und Nutzungen zu schaffen, die Angebote zur Begegnung fördern oder diese überhaupt erst möglich machen. Auch im städtischen Kontext kann und sollte immer noch nachverdichtet werden. Insbesondere im dicht gestalteten urbanen Raum muss aber auf eine ausgewogenen Gestaltung von geschützten privaten Rückzugsräumen und qualitätvoll entworfene öffentliche Räumen für die Gemeinschaft besonderes Augenmerk gelegt werden. Als Architekt*innen sollten wir nicht vergessen, dass wir soziale Probleme vielleicht nicht immer lösen, aber auf jeden Fall verursachen können. Eine gute Lösung für alle Beteiligten setzt unserer Meinung nach deshalb immer einen Mehrwert für alle voraus, zum Beispiel durch gesteigerte Qualität und Stärkung der öffentlichen Flächen als Begegnungsräume.
Das steile Dach gehört aufgrund der hier oftmals vorhandenen Ausbaureserven schon fast zum Standardrepertoire, wenn es um Nachverdichtung geht. Auch hier kann es um ein Spiel mit Dichte gehen. Besondere räumliche Qualitäten unter einem Steildach, wie Gemütlichkeit oder Großzügigkeit , können sich wesentlich aus einer differenziert und abwechslungsreich gestalteten Raumorganisation ableiten lassen. So entstehen intime Bereiche zum Rückzug ebenso wie besonders luftige, die zur Interaktion motivieren. Klug geplant können hier Orte entstehen, die auch für das Zusammenleben unter einem Dach einen wesentlichen Mehrwert für das soziale Miteinander der Bewohner*innen bedeuten können.
Die innere Ordnung des Einfamilienhauses von Studio Yonder wird durch zwei Betonscheiben bestimmt, die sich in der Mitte des Hauses kreuzen und so den Grundriss in vier Segmente teilen. Zwischen ihnen spannen sich die einzelnen Ebenen des Wohnraums auf.
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