// DAS STEILDACH SCHAFFT EMOTION

Thomas Kröger aus Berlin
Die Architektur von Thomas Kröger Architekten ist in der Tagespresse angekommen. Wenn das gelingt, geschieht es meist aus einem dieser zwei Gründe: Zeit- und Kostenplanung wurden maßlos überschritten, oder es entstand Architektur, die von der Gesellschaft akzeptiert und als angenehm empfunden wird. Für Thomas Kröger gilt Letzteres, denn seine Architektur ist alles andere als eindimensional.
Ehe Thomas Kröger sein eigenes Architekturbüro gegründet hat, durchlief er die Büros namhafter Kollegen wie Norman Foster oder Max Dudler. Auch wenn es auf den ersten Blick konträr erscheint, war die Zusammenarbeit mit Dudler, dessen Büro landläufig eher für großmaßstäbliche und flache Bauten bekannt ist, für ihn ein großer Gewinn. Kröger zeichnet sich mitverantwortlich für eins der wenigen Steildach-Objekte aus dem Portfolio Dudlers. Die Entwurfsaufgabe lag dabei in einer typologischen Annäherung an eine giebelständige Bebauung für ein kleines Hotel, das „Quartier 65“ in Mainz.
Lichtstimmung, Atmosphäre und Luftigkeit sind immer wiederkehrende Elemente in den Entwürfen Krögers.
„Es ist ein spektakulärer Raum entstanden mit den relativ einfachen, konstruktiven Mitteln eines Sparrendaches. Ich bin überzeugt, dass Räume ihre Benutzer prägen. Schüler erinnern Haptik und Raumgefühl des Schulalltags ein Leben lang, so auch meine ganz persönliche Erfahrung.“
Thomas Kröger über den Neubau für die Stadtteilschule Kirchwerder/Hamburg
// ARCHITEKTUR IM KONTEXT
Obwohl bereits zu Beginn internationale Großprojekte realisiert wurden, lässt Kröger seinen Blick zur Inspiration auch immer wieder in dörfliche Regionen schweifen. Bebauungen auf dem Land haben für ihn traditionell ähnliche Anforderungen zu erfüllen wie ihr städtischer Konterpart. Die Volumen sind dabei geprägt durch Funktion, Konstruktionsmöglichkeiten und landschaftlichen Kontext. Architektur, die auf dem Dorf entsteht, ist durchaus übertragbar in das verdichtete, städtische Umfeld. Während das Dach im dörflichen Kontext fester Bestandteil der architektonischen Formensprache ist, dient es in Städten im besten Fall auch wie eine Art Landmarke zur Orientierung.
// RÄUME PRÄGEN IHRE BENUTZER
Räume brauchen Luft. Und das merkt man den Entwürfen von Kröger auch an. Keine bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzten Grundrisse, sondern mächtige Innenräume, teils über drei Etagen, die bei manchen Bauherren auch mal Überzeugungsarbeit erfordern. Der Moment, in dem die Begeisterung ausbricht und die Bewohner beginnen, ihre Räume zu lieben, ist für ihn dabei ein ganz besonderer. Auch seine öffentlichen Gebäude sind von Großzügigkeit geprägt und überzeugen mit innenräumlicher Qualität, die sich durch die Dachfigur ergibt. Ein Paradebeispiel hierfür ist ein Schulneubau in Hamburg. Die zweigeschossige Aula ist im Giebel des Gebäudes untergebracht, dessen Volumen sich in diesem Bereich unter einer doppelt gekrümmten Dachfläche öffnet.
// ANNÄHERUNG STATT DOKTRIN
Ein Dach wird von Kröger immer auf Sinnhaftigkeit überprüft. Es muss sich in das Umfeld einfügen und architektonisch der Umgebung annähern. Zwang ist dabei keine Lösung. Dennoch liebe er das Dach und würde immer sein aktuelles Projekt als sein liebstes bezeichnen. Egal ob private Wohnhäuser, Museen oder eine Tenne in der Uckermark, all seine Dachräume haben eins gemein: die allseitige Erlebbarkeit von Innen- und Außenraum, die landschaftliche Weite über Fenstergrenzen hinweg und einfache Grundrisse mit einer komplexen, vertikalen Raumstruktur.
Der Entwurf für die Schule in Hamburg ist stark von der regionalen, historischen Langhaus-Typologie inspiriert.
Der Entwurf für die Schule in Hamburg ist stark von der regionalen, historischen Langhaus-Typologie inspiriert.
Bezogen aufs Dach ist Kröger ein großer Fan von Mailand. Die Moderne sei hier durch eine kluge Stadtentwicklung mit starken Akteuren im 20. Jahrhundert prägend in die historische Stadtgestalt eingefügt. Das Dach – egal ob flach, terrassiert oder geneigt – bespiele und bereichere den städtischen Raum ungemein. Hier dürfe man gerne lernen, wie auch in Deutschland dieses stiefmütterlich behandelte Thema mutiger aufgegriffen werden könne.
Bildnachweise: Thomas Heimann (1,2); Thomas Kröger Architekten GmbH (3,4,6); vapi / photocase.de (5)

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