// WEISSE MANSARDEN IM DIENST DES ORTES

// ARCHITEKTURBÜRO VON M, STUTTGART
Ein Gebäude, das seine Umgebung zu einem besseren Ort machen und die Bausünden der Vergangenheit kaschieren soll: Das ist der große Anspruch, mit dem das Hotel Bergamo mitten in die Innenstadt von Ludwigsburg kam.

Das Hotel Bergamo in Ludwigsburg

Strahlend weiß, fast monolithisch und doch sensibel im Umgang mit seiner Umgebung ist der Neubau, entworfen vom Stuttgarter Architekturbüro VON M. In einer schwierigen innerstädtischen Lage, einem ausgewiesenen Stadtentwicklungsgebiet, schließt er eine historische Häuserzeile ab und antwortet auf den viel zu großen Maßstab der gegenüberliegenden Shopping Mall mit darüber thronenden Wohntürmen. Das Hotel zieht für den Bestand eine klare Raumkante und setzt der großvolumigen Bebauung vis-à-vis eine massive Geste entgegen, die durch den neuen Stadtplatz ausreichend Freiraum erhält. Gleichzeitig nimmt es mit seinem Mansarddach Elemente der barocken Stadtbebauung auf.

// TRADITION REZITIERT
Die geschlossene schindelverkleidete Fassade in Weiß verbirgt konsequent das Konstruktionsmaterial des Baus. Schuppig und etwas schroff wird sie nur von den hochformatigen, regelmäßig gesetzten Fenstern durchbrochen, die bis auf das Erdgeschoss wenig Einblicke zulassen. Ein fein ausgearbeitetes Detail sind die über die Traufe hinausgehenden Fensterelemente im dritten Obergeschoss. Das klassisch inspirierte gekappte Mansarddach mit den angedeuteten Gauben bricht mit der Tradition durch die Wahl einer modernen Eindeckung in weißem Falzblech.
Das Hotel Bergamo wurde mit dem Deutschen Holzbaupreis 2021 ausgezeichnet.
// OBERFLÄCHEN ZUM WOHLFÜHLEN
Im Inneren eröffnet sich eine Welt aus Licht und Holz. Das Hotel empfängt die Gäste mit großzügigen Sichtholzflächen und weitläufigen Holzböden. In den Zimmern setzt sich das Oberflächenkonzept fort. Niedrige, tiefe Fensterbänke verwandeln die Fenster in Aussichtsplätze mit Sitzgelegenheit und schaffen so einen gemütlichen Bereich im Raum.
// RAUMMODULE IN SERIE - MODULBAU
Das Hotel ist als Modulbau konzipiert. Einzelne Raummodule konnten so im Werk vorgefertigt und für die Endmontage auf die Baustelle transportiert werden. Das verkürzte die Bauzeit, brachte aber auch Herausforderungen im Brandschutz mit sich. Der Erschließungsturm mit Treppenhaus und Aufzug ist nicht zuletzt deshalb in Stahlbeton errichtet worden. Die einzelnen Raumkuben sind in Brettsperrholz gefertigt und damit in sich statisch stabil.
Lichtdurchflutete Räume mit warmen, natürlichen Oberflächen prägen das Innere des Neubaus - Das Hotel Bergamo in Ludwigsburg.
// ERSTES CO2-NEUTRALES GEBÄUDE IN LUDWIGSBURG - NACHHALTIGES ARCHITEKTUR-KONZEPT FÜR DIE ZUKUNFT
Die Konzeption des Hotels baut ganz auf den Gedanken der Nachhaltigkeit. So entstand mit ihm das erste CO2-neutrale Gebäude in Ludwigsburg. Insgesamt 440 Kubikmeter Holz wurden verbaut. Das bedeutet eine dauerhafte Speicherung von 880 Tonnen CO2, da das verbaute Material im Ökosystem zusätzlich ersetzt wird. Die sparsame Nutzung des CO2-intensiven Baustoffs Beton in Substruktion und Untergeschoss wird kompensiert durch die Verwendung des Holzes. Der Bau setzt sich jedoch auch anderweitig konstruktiv mit den klimatischen Veränderungen und der Reduktion des Energieverbrauchs auseinander. Besonders ins Auge fällt hierbei die weiße Dachfläche, ein sogenanntes „Cool Roof“. Allein durch die Reflexion der Sonnenstrahlen wird der thermische Eintrag ins Gebäude massiv reduziert. So setzt der weiße Monolith schon heute ohne aufwändige Haustechnik den klimatischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte einen wirksamen Schutz entgegen.
Bildnachweise: VON M (1); Brigida González

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