// IN DER TRADITION VERWURZELT



BEER BEMBÉ DELLINGER, MÜNCHEN/GREIFENBERG
// BEER BEMBÉ DELLINGER, MÜNCHEN/GREIFENBERG
Jahrzehntelang hatte Garmisch-Partenkirchen auf diesen Moment gewartet. Nach knapp 35 Jahren ist mit dem „Quartier Garmisch“ schließlich im Jahr 2016 der erste Hotel-Neubau in der bayrischen Gemeinde entstanden. Dem Entwurf von Beer Bembé Dellinger gelingt es dabei, moderne Architektur mit der Tradition des alpenländischen Umlands zu verbinden.
Garmisch selbst ist geprägt von klassischen Straßenzügen, in denen sich ein Steildach ans nächste reiht. Giebelständige Straßen, unterschiedliche Hausbreiten und Dachneigungen sind regionale, immer wiederkehrende Elemente. Diese wurden zum Motiv des Hotels, das in seiner Gestaltung eine formale Anspielung auf die Alpensilhouette darstellt und zur Straße hin als Signet dient. Im hinteren Teil des Grundstücks schließt eine kleinteilige Wohnbebauung aus flach geneigten Satteldachhäusern an, die in Form und Proportion an alpenländische Wohnhäuser erinnern.
// DAS DACH ALS WESENTLICHES MERKMAL BEIM BAUEN
Das Grundstück liegt im Mischgebiet. Die Architekten konnten also grundsätzlich frei entscheiden, welche Dachform den Neubau krönt. „Wir stehen in unseren Entwürfen dem Steildach offen gegenüber. Es können Räume entstehen, die unter einem Flachdach gar nicht möglich sind. Um zu dieser Offenheit zu gelangen, hat es aber auch eine Weile gedauert“, erinnert sich der verantwortliche Architekt Felix Bembé. So war im ersten Entwurf für das „Quartier Garmisch“ ein Flachdach vorgesehen. Auf Wunsch der Baugruppe für die angegliederte Wohnbebauung wurde dieses allerdings schnell durch eine Dachlandschaft ersetzt, mit der alle Beteiligten sehr zufrieden sind. „Einen Entwurf durchzusetzen, der sich stark von der Umgebung abhebt, hätte zu Akzeptanzproblemen bei den Einwohnern geführt. Auch deshalb haben wir uns bereits zu Beginn entschieden, die historische Villa Friedheim als Teil des Ensembles zu erhalten und zum Herzstück des Quartiers zu machen.“
Die schräg geschnittenen Fenster sorgen für spannende Ein- und Ausblicke.
// VERBINDUNG ZWISCHEN NEU UND ALT
Obwohl der Abriss der Villa seitens der Stadt genehmigt war, wurde sie behutsam saniert und beherbergt im Inneren ein Restaurant, eine Bibliothek und eine separate Ferienwohnung mit Panoramablick auf die Bergkulisse. Verbunden über die Rezeption im Eingangsbereich schließen sich im Neubau 18 Lodges an, die nach dem Motto „Ankommen. Abschalten. Bewegen“ reduziert gestaltet sind. Natürliche Materialien, die puristische Ausstattung und der Schalter mit der Funktion „WLAN aus“ tragen zu einer erholsamen Atmosphäre bei. Dabei gleicht keine Lodge der nächsten. Unterschiedlich hohe Dachräume ermöglichen einen immer anderen Ausblick auf die dahinter liegenden Alpen. „Kinder lieben das, wenn die Räume mal höher und mal niedriger sind und es draußen immer was zu entdecken gibt“, so Bembé. „Die gemütlichen Sitznischen am Panoramafenster sind deshalb auch bei Klein und Groß sehr begehrt.“
// FORM UND FUNKTION
Dass das Hotel parallel zur Straße positioniert ist, hat nicht nur ästhetische Gründe. Ohne das langgestreckte Volumen hätten die Schallschutzwerte für das Wohngebiet nicht eingehalten werden können. Damit auch das Hotel nicht vom Lärm beeinträchtigt wird, haben die Architekten in der ornamentierten Holzfassade ein trickreiches Lüftungssystem konzipiert, das zusätzlich als Schrank dient, in dem Winter- und Sportbekleidung gelüftet werden kann. Mit all seinen Details konnte das Projekt inzwischen zahlreiche Architekturpreise einheimsen und zur positiven Außenwirkung von Garmisch beitragen.
Bildnachweise: Beer Bembé Dellinger (1); Thomas Müller-Naumann (2,3); Danny Rothe (4,5)

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