Interview mit Elisabeth Broermann, Architects4Future in Berlin, Raumreserve Dach Roundtable
Wir appellieren sozusagen auch an die Bauwirtschaft, da einen Schwerpunkt zu setzen und zu sagen, das neue Bauen heißt eigentlich nicht mehr neu zu bauen, sondern nur noch umzubauen, zu sanieren, energetisch zu sanieren. Und da geben natürlich die Dachräume ein unglaubliches Potenzial mit, der Leerstand sozusagen. Also wir haben ja schon die viel zitierte Studie hier von der Uni Darmstadt und vom Pestel Institut gehabt und vom Bündnis bezahlbarer Wohnraum. Auch da gibt es ja noch mal erstaunliche Zahlen, wenn wir noch die Flächen dazu nehmen in den Innenstädten, die im Moment leer stehen, also Gewerbeflächen, die umgenutzt werden könnten zum Wohnraum, auch die will ich nicht außer Acht lassen, auch wenn die jetzt heute nicht das Thema sind. Aber das ist unglaublich, wenn wir von der Politik hören, 400.000 Wohnungen jährlich sollen neu gebaut werden. Das ist klimatechnisch katastrophal und auch sozial eigentlich nicht vertretbar, denn das ist ja der Vorteil von Aufstockungen oder Leerstandsnutzung. Wir sind eben auch in der sozialen Nachbarschaft. Wir sind da, wo der Wohnraum wirklich gebraucht wird in den Ballungsräumen, da wo der Druck am höchsten ist und können sozusagen auch Infrastrukturen weiter nutzen, die schon bestehen. Also nicht nur die Tragesstruktur und die Leitungensstrukturen am Gebäude, sondern auch die verkehrlichen Infrastrukturen, aber eben auch kulturelle oder medizinische Angebote, die sehr einfach, wenn wir weiter Fläche versiegeln außerhalb der Städte zum Beispiel auch nicht gibt. Und dann haben wir da, wenn wir weiter quasi Fläche versiegeln und solche Satelliten-Wohngebiete bauen, das mag jetzt im Moment rentabler sein, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen. Weil aber eben die Rahmenbedingungen so sind und weil nicht die realen Kosten, die Umweltfolgekosten mit eingerechnet werden, inklusive dem was es in der Herstellung, also wir hatten ja auch schon die grauen Energien und die grauen Emissionen, was es in der Herstellung der Materialien kostet, was es für den Transport kostet, was auf der Baustelle kostet und was es eben auch bei einem potenziellen Rückbau und bei der Entsorgung der Materialien kostet. Und wenn wir das alles zusammen gucken, ist auf jeden Fall der Umbau, da liegt der Hebel für den Klimahebel Bausektor. Und Sie haben es ja am Anfang schon gesagt, 40 % der CO2 Emissionen liegen im Bausektor und die können wir nur effektiv heben, wenn wir in den Bestand gucken und eine Umbaukultur etablieren.
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