Interview mit Dr. Thomas Welter, Bundesgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA

Ein Gebäude, ein Platz, eine Stadt, ein Quartier muss wiedererkennbar sein. Wenn ich durch ein Quartier laufe, muss ich wissen, wo ich bin. Und das funktioniert natürlich am besten, indem man Orte der Identifikation hat. Orte in der Identifikation entstehen durch verschiedene Sachen, natürlich durch regionale Bauweisen. Ich merke, ich bin in einer bestimmten Region, weil hier baut man halt so. Orte der Identifikation sind aber auch Gebäude, die Patina angesetzt haben, womit man Erinnerungen verbunden hat. Meine Kinder sind dort zur Schule gegangen oder ich bin selber dort zur Schule gegangen und und und und und. Was wir in der modernen Stadtplanung häufig sozusagen über Bord werfen, ist den regionalen Bezug, den Bezug zur Zeit. Das gut Ding will Weile haben, will, dass Stadtplanung einfach ein Prozess ist, der mehrere Jahrzehnte dauert. Und Gebäude müssen sozusagen in ein Quartier hineinwachsen. Und dass wir sehr häufig im Bereich der Stadtentwicklung zu große Lose vergeben, so dass bestimmte Investoren-Typen und Investoren-Arten einfach mehr vorkommen als andere Strukturen. Und wir sollten einfach schauen, dass wir die gewünschte Mischung einer Stadt, eines Quartiers dadurch hinbekommen, dass wir schlicht und ergreifend auch unterschiedliche Personengruppen mit unterschiedlichen Ansätzen halt auch bauen lassen. Also Mischung entsteht nicht, indem wir uniforme Kästen irgendwo hinsetzen und sagen so, liebe Leute, kommt mal und mischt euch, sondern Mischung entsteht tatsächlich dadurch, dass man selber in der Planung selber probiert hat, unterschiedliche Aspekte an unterschiedlichen Orten zu konzentrieren, so dass sich das dann halt mischt und das möglichst kleinteilig, das möglichst sehr stark regional aufeinander bezogen.

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