// GRÜN, GRÜNER, STEILDACH?

// GRÜN, GRÜNER, STEILDACH? ZUMINDEST IM ÜBERTRAGENEN SINN
Nach drei heißen und trockenen Sommern in Folge ist eines noch einmal sehr deutlich geworden: Der Klimawandel ist kein Ereignis, auf das wir uns irgendwann in der Zukunft einstellen müssen, der Klimawandel ist längst da. Und mittlerweile legen viele Bauherren*innen großen Wert darauf, dass ein Gebäude nicht nur energetisch nachhaltig geplant, sondern auch mit natürlichen und umweltfreundlichen Materialien gebaut wird. Das geneigte Dach als wesentlicher Teil der Gebäudehülle spielt bei diesen Überlegungen eine zentrale Rolle. Aber das Thema ist komplex und von zahlreichen Faktoren abhängig.

Um den ökologischen Fußabdruck eines Daches zu bewerten, sollte man nicht nur die Errichtung, sondern den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten. Die Technische Universität Wien hat in einer Studie schon im Jahr 2014 nachgewiesen, dass Steildächer bei einer Lebenszyklus-Evaluierung über einen Zeitraum von 50 Jahren sowohl in ökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht ähnliche bzw. sogar bessere Werte erzielen als Flachdächer.

Wichtig für eine nachhaltige und umweltfreundliche Steildachplanung sind auch die Ökobilanz der eingesetzten Bedachungsmaterialien, sowie deren Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit. In die Beurteilung der Ökobilanz von Dachbaustoffen fließt ein, wie und wo die Rohstoffe für die Dachmaterialien abgebaut werden und wie weit die Transportwege sind. Auch der Energieaufwand bei der Herstellung der Baustoffe variiert je nach Material und spielt zusammen mit der zu erwartenden Lebensdauer eine große Rolle.

Je nach Material haben Steildächer eine Lebensdauer, von 80 Jahren oder mehr. Wenn ein Dach irgendwann erneuert wird, können nahezu alle Materialien, von der Unterbahn über die Dämmung bis zur Eindeckung, sortenrein voneinander getrennt, recycelt und dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Mittlerweile gibt es sogar einen sehr aktiven Second-Hand-Markt für gut erhaltene Dachziegel mit natürlicher Patina. Das entspricht dem auch in der Architektur immer relevanter werdenden Prinzip Cradle-to-Cradle, wonach die Gebäude von heute zum Materiallager von morgen werden.

PV-Anlagen lassen sich mittlerweile ästhetisch perfekt in die Dacheindeckung integrieren. Bei den sogenannten Cool-Roofs refelektiert die helle Dacheindeckung die Sonneneinstrahlung.
// ENERGIE SPAREN, ENERGIE ERZEUGEN

Doch nicht nur in der Lebenszyklusbetrachtung, sondern auch in der Planung eines Steildaches liegt unglaublich viel Energieeinsparpotenzial. Allein die Positionierung eines Gebäudes auf dem Grundstück, seine Ausrichtung zum Wind und zur Sonne, hat große Auswirkungen auf den späteren Energieverbrauch. Hinzu kommt die Möglichkeit, durch Solarthermie und PV-Anlagen auf dem Dach Energie zu erzeugen. Selbst Tech-Visionäre wie Elon Musk sind in diesem Markt aktiv und haben mit dazu beigetragen, dass die technische Entwicklung bei Photovoltaik-Anlagen in den letzten Jahren extrem vorangeschritten ist. Mittlerweile gibt es zahlreiche leistungsstarke Lösungen, die ein Gebäude nicht nur energieautark machen, sondern auch ästhetisch perfekt in die Dacheindeckung integriert sind.

Beinahe selbstverständlich ist es mittlerweile, dass ein Dach gedämmt werden muss. Über ein ungedämmtes Steildach gehen bis zu 30 Prozent der Heizenergie verloren, und bei direkter Sonneneinstrahlung heizen sich nicht ausreichend gedämmte Dachräume so stark auf, dass sie praktisch unbewohnbar werden. Neben der klassischen Dachdämmung mit unterschiedlichsten Dämmmaterialien ist in letzter Zeit auch das sogenannte Cool-Roof im Gespräch. Hierbei handelt es sich um helle, die Sonneneinstrahlung reflektierende Dacheindeckungen, mit denen die Wärmeentwicklung unter dem Dach spürbar reduziert werden kann.

Bildnachweise: Jack Hobhouse (2); PREFA | Croce & Wir (3)

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