Kaum wandert der Fuß über die Schwelle, senkt sich die Stimme. Der Blick schweift ehrfürchtig gen Dachraum nach oben, und die Hand berührt das kalte Gemäuer oder die Banklehne aus Holz. Sakralbauten gehören zu den komplexesten Aufgaben in der Architektur. Sie haben eine emotionale Funktion, sind von öffentlichem Interesse und bieten dem Besucher eine schützende Atmosphäre.
Fast scheint es, als seien besondere Dachräume nur sakralen und kulturellen Gebäuden vorbehalten und Ausdruck der architektonischen Besonderheit. Die Kirchenbauten der 50er und 60er Jahre gelten mitunter gar als gestalterische Juwele und Zeichen von Freiheit und Aufbruch. In diesem Zeitraum wurden in Deutschland mehr als 8.000 Sakralbauten errichtet. Kirchenräume sind auch heute noch bedeutende Räume. Nicht nur als Ausdruck des jeweiligen Glaubens, sondern auch als Ort der Zuflucht und des Schutzes. Nahezu alle Sakralbauten, einige von ihnen geprägt durch Architekten wie Gottfried Böhm oder Frei Otto, arbeiten mit einer besonderen Lichtstimmung als zentrales, wegweisendes Element. Diffuses, schwebendes Licht, das wie Nebel durch das Gebäude wabert, verstärkt das Gefühl von Ruhe und Zuflucht, das im regen Treiben der heutigen Zeit wie eine Wohltat wirkt. Dass diese Assoziationen aber nicht nur für monumentale Großbauten wie den Dom zu Speyer oder die Dresdner Frauenkirche gelten, zeigt die Architektur kleiner Kapellen, die in letzter Zeit immer stärker als autarke Gebäude an Bedeutung gewinnen.