Wie wollen wir wohnen? Und was macht ein Zuhause zu unserem Zuhause? Behaglich, warm und trotzdem modern, zudem natürlich auch bezahlbar und effizient. Während der Planung des Eigenheims gibt es neben der Gestaltung des familiären Lebensraumes einiges zu beachten. Bei der Wahl der Dachform hilft – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht – eine Studie der TU Wien. Und das Bonbon für künftige Bauherren, die auf wohnliche Räume unter Dachschrägen nicht verzichten wollen: Ein Steildach ist auf den Lebenszyklus betrachtet sogar günstiger als herkömmliche Flachdächer und dabei auch ökologisch ein Gewinn.
Der Prototyp einer Bauherrenfamilie, die in den Mittdreißigern ihr Haus baut, steht häufig noch am Anfang ihrer Familienplanung. Sowohl Wohnbedürfnisse als auch Nutzungsverhältnisse ändern sich meist im Laufe eines Lebens. Ein zu Beginn nicht ausgebautes Steildach bietet die Möglichkeit, anfangs Geld zu sparen und später durch die vorhandene Platzreserve zu kostbarem Wohnraum auszubauen. In punkto Langlebigkeit bei verhältnismäßig geringem Pflegeaufwand liegt das Steildach ganz weit vorne. Bei entsprechender Pflege durch die Hausbewohner, wie der Reinigung von Rinnen oder der Entfernung von Moos oder ähnlichem Bewuchs, hält ein solides Steildach meist jahrzehntelang.
Die Studie belegt: Die reinen Herstellungskosten für ein ausgebautes Steildach sind zu Beginn geringfügig teurer als für ein Flachdach. Da das ausgebaute Steildach aber insgesamt mehr Fläche zum Wohnen bietet, werden auf den Quadratmeter betrachtet 14 Prozent der Baukosten eingespart. Dieses Ersparnis steigert sich im Laufe des Lebenszyklus (50 Jahre), auf insgesamt sogar 16 Prozent. Das Bauteil Dach, also Hülle plus Konstruktion, ist hierbei der größte Einsparungsfaktor. Das ergibt sich laut Dr. Iva Kovacic, Leiterin der Studie, durch hohe Anschaffungs- und Wartungskosten beim Flachdach. Besonders teuer seien die Stahlbetondecke und der Aufbau samt Gefälledämmung. Jeweils im Turnus von 15 Jahren fielen zudem Instandhaltungskosten an, während die laufenden Kosten für ein Steildach relativ konstant seien. Insgesamt, nach Addition aller Bau- und Folgekosten, werden beim Steildach somit innerhalb eines Lebenszyklus mehr als 400 Euro je Quadratmeter eingespart.
Ein Steildach ist wirtschaftlich, effizient und nachhaltig. Um das zu belegen, hat die Studie dazu die Ökobilanzen aller Baumaterialien, den Energieverbrauch gemäß Energieausweis sowie die ökologischen Kennzahlen für den Ersatz von Bauteilen nach Ablauf ihrer Lebensdauer addiert und denen des Flachdachs gegenübergestellt. Insgesamt werden beim Steildach somit über die Jahre enorme Mengen CO2 eingespart, je nach Ausbau des Daches zwischen 12 und 16 Prozent. Um diese Einsparung zu veranschaulichen: Für den Ausstoß von 26 Tonnen CO2, was den eingesparten 12 Prozent entspricht, könnte ein Kleinwagen fünf Mal die Erde umrunden, also knapp über 200.000 km fahren.
Insights zur Studie
*Für diese Studie entspricht der Lebenszyklus einer Dauer von 50 Jahren.
Die Studie unterscheidet drei verschiedene Gebäudetypen:
Die Gebäudetypen werden hinsichtlich zweier Potenziale bewertet: Ökonomische Lebenszyklusanalyse / Lebenszykluskosten Herstellungs- und Folgekosten, also der Gebäude-Betrieb, die Instandhaltung und Wartung bzw. Erneuerung nach Ablauf der Lebensdauer Ökologische Lebenszyklusanalyse / Ökobilanz Ökobilanz für die beiden Phasen Produktion bzw. Herstellung und Betrieb