Eine kleine Stadt in der Stadt, so lassen sich Quartiere ganz grob beschreiben. Nicht in sich abgeschlossen, sondern als Fortsetzung der Stadt. Da Wohnraum in Ballungsräumen, teils auch in ländlichen Gebieten knapp ist, spielt das Quartier in Sachen Urbanisierung und Nachverdichtung eine zentrale Rolle.
Der künftige Trend ist klar: Im Quartier sollen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Lernen und Freizeitleben möglichst nah beieinander liegen, das Credo lautet: Multifunktionalität, kurze Wege, soziale Mischung. Monostrukturen sind in urbanen Gebieten passé, das ist zumindest die Idee. Offensichtlich gilt das nicht im selben Maße für die Architektur. In neu errichteten und geplanten Quartieren dominieren nach wie vor kompakte Gebäude mit monotoner Flachdach-Ästhetik. Vermeintliche Moderne und Funktionalität übertrumpfen tradierte Haustypologie und architektonische Vielfalt.
Die Herausforderung besteht darin, bei der Nachverdichtung die städtebauliche Umgebung mit einzubeziehen. Nur wenn für das neue Quartier die Architektur der nachbarschaftlichen Häuser mitgedacht und zeitgenössisch weiterentwickelt wird, fügt es sich dauerhaft harmonisch in das Stadtbild ein. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die vom Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt entwickelte Wohnbebauung „Hof in Hof“ in Frankfurt am Main, die sich auch mit ihrer lebendigen Bedachung in die gründerzeitliche Blockrandbebauung integriert. Eine ebenfalls stimmige Interpretation der regionalen Baukultur gelang den Architekt*innen des Büros Beer Bembé Dellinger mit dem Projekt „Altes Garmisch neu gelebt“. Für das Ensemble der SatteldachHäuser mit Gemeinschaftsgarten erhielten sie mehrere Preise.
Neue Quartiere mit steilen Dächern geben Städten ein identitätsstiftendes Antlitz, sie zitieren Traditionelles und entfalten zugleich ihr eigenes Charisma. Auf diese Weise entstehen abwechslungsreiche, ästhetisch wie materiell nachhaltige Dachlandschaften, die Historie und Moderne verbinden.
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